„Die personelle und materielle Einsatzbereitschaft konnte hergestellt werden und die Fähigkeiten stärken den Ortsverband“, bilanziert Ortsbeauftragter Till Dobrinski zum fünften Geburtstag der FGr N. Bis dahin war es kein einfacher Weg. Gruppenführer Nils Schwiemann führt aus: „Die anfängliche Situation war herausfordernd: fehlende Ausstattung und die Corona-Pandemie waren vor allem für die Ausbildung keine Hilfe. Rückblickend kann ich sagen, dass wir die gestellten Aufgaben gut bewältigt haben und derzeit gut aufgestellt sind.“ Doch von vorne und fünf Jahre zurück.
N wie neu – es geht los
Im September 2019 war klar: der Ortsverband Ratingen erhält zum 1. November eine FGr N. Diese soll die Autarkie und die Resilienz im THW stärken. Ihr Aufgabeschwerpunkte bestehen in der Stromversorgung, Beleuchtung, Logistik, Pumparbeiten und Notunterbringung.
Während in den allermeisten THW-Ortsverbänden bereits im Frühsommer die Transformation der Bergungsgruppe 2 oder Fachgruppe Beleuchtung in die FGr N vollzogen wurde, begann in der Dumeklemmer-Stadt der Aufbau später und bei null. Der damalige Ortsbeauftragte Gerhard Gärtner erinnert sich: „Wir ahnten, welch großer Auftrag es ist, die Fachgruppe komplett neu aufzubauen. Wir waren uns damals aber sicher, dass sich die Mühen lohnen werden und die FGr N ein Zugewinn für den Ortsverband sein würde.“
Die Zeit bis zur Dislozierung wurde genutzt, um sich mit offenen Fragen zu befassen: Wer übernimmt die Führung? Woher kommen Einsatzkräfte und Ausstattung? Wie wird Ausbildung gestaltet? Wie sollen die Aufgaben erfüllt werden? Nicht auf jede Frage gab es direkt eine Antwort.
Personal und Ausbildung – wichtige Faktoren für die Einsatzbereitschaft
Die Führungsfrage konnte zügig geklärt werden. Nils Schwiemann und Sebastian Vogler übernahmen die Unterführer-Funktionen und damit die Aufgabe, die FGr N aufzubauen. Ausstattung war anfangs nicht vorhanden, einige reaktivierte Kräfte stellten die bedingte personelle Einsatzbereitschaft sicher. Die Gewinnung weiterer Helferinnen und Helfer war eine der größten Aufgaben in den folgenden Monaten und Jahren.
Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen für den Dienstbetrieb waren hierbei nicht hilfreich. Während der Lockdowns durften nur Einsätze und Dienste zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft durchgeführt werden. In dieser Zeit schafften Führungskräfte ein Angebot von Online-Ausbildungsdiensten für den gesamten Ortsverband.
Die FGr N erfuhr im Sommer 2021 starken personellen Aufwuchs aus der Grundausbildung und durch den Ortsverbandswechsel von Ehrenamtlichen. So startete man mit zehn Helferinnen und Helfern im Herbst 2021 mit der Ausbildung voll durch.
Im Folgejahr konnten aufgrund der veränderten Corona-Lage alle Dienste durchgeführt werden. Dies führte zu einer positiven Entwicklung des Ausbildungsstands. Neben dem Fokus auf den eigenen Aufgaben beübte man regelmäßig die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen. Der Blick über den eigenen thematischen Tellerrand hinaus kommt nicht kurz. An dieser Strategie hält man fest.
Neben den Ausbildungen vor Ort konnten überörtliche Maßnahmen besucht werden. Insgesamt stehen elf Fachausbildungsabschlüsse, 16 Bereichsausbildungen und sieben Lehrgänge zu Buche. „Das Thema Ausbildung hat von Anfang an für uns einen hohen Stellenwert eingenommen. Wir haben versucht, spannende und praxisnahe Dienste anzubieten. Ich denke, das ist uns in den allermeisten Fällen gelungen“, resümiert Sebastian Vogler.
Ausstattung – from zero to Heros Ratingen 24
Ohne Ausbildung kein Einsatz, ohne Ausstattung keine Ausbildung. Vor dieser Herausforderung stand man vor allem bis in das Jahr 2022 hinein. Mit kreativer Dienstgestaltung allein war es nicht getan. Andere Gruppen liehen ihr Material aus, um Ausbildung der FGr N zu ermöglichen. Dabei ist die Entwicklung des Ausstattungsbestands eine Geschichte des erfreulichen Fortschritts.
Nach fünf Jahren ist die materielle Einsatzbereitschaft für die meisten Aufgaben hergestellt. Es gibt mit Transport auf dem Wasser und von Containern nur diese zwei Aufgaben, die nicht übernommen werden können. Diese positive Entwicklung hatte man mit Dislozierung nicht erwartet oder erhofft.
Es begann Ende 2019 mit der Lieferung einer Flächenleuchte, fünf Kraftstoffkanistern, zwölf Feldbetten und der Frage, wie es weitergehen wird. Seitdem hat sich viel getan. Die zentrale Frage eines Kraftfahrzeugs konnte noch im Dezember 2019 geklärt werden. Statt auf Mannschaftslastwagen IV oder Mehrzweckgerätewagen zu hoffen und zu warten, entschied man sich dafür, einen Mehrzweckkraftwagen aus einem anderen Ortsverband zu übernehmen, wo er nicht mehr benötigt wurde.
Im Frühjahr 2020 wurde das Stromerzeugungsaggregat 57kVA sowie einige Energieverteilersätze aus der Fachgruppe Schwere Bergung in die FGr N überführt. Der weitere Materialzulauf gestaltete sich bis zum Ende des Jahres 2021 großzügig. Man profitierte hierbei von Sonderprogrammen im Zuge der Corona-Pandemie und Investitionen des Ortsverbands aus eigenen Mitteln. Viele kleine und größere Ausstattungsgegenstände haben in dieser Zeit ihren Weg nach Ratingen gefunden.
Danach ging es langsamer voran. Signifikante Ausstattungsgegenstände sind seitdem dennoch angekommen: die Netzersatzanlage 50 kVA mit Lichtmast (Dezember 2022) und der Transportbehälter Kraftstoff (Februar 2023). Der Ausstattungsgrad hatte zu diesem Zeitpunkt bereits ein hohes Niveau erreicht. Mit Personal, Ausbildung und Ausstattung konnten schnell die ersten Einsätze übernommen werden.
Einsätze – langes Warten war nicht angesagt
Kurze Zeit nach Erhalt des Mehrzweckkraftwagens kamen die ersten Einsatzaufträge im Zuge der Corona-Pandemie. Logistische Fähigkeiten waren gefragt.
In den folgenden Jahren waren immer wieder Personal und Technik der FGr N gefordert. Regelmäßig packte man bei Pumparbeiten der FGr WP an. In die Nachbarstadt Duisburg führte es die FGr N mehrfach. Sei es für Unterbringung von ukrainischen Geflüchteten oder nach Unwettern.
Der größte Einsatz wartete auf die FGr N im April 2024: zwölf Tage, vielfältige Aufgaben und zehn aktive Kräfte im Schichtdienst. Im Auftrag der Stadt Ratingen pumpte das THW Ratingen Millionen Liter Wasser aus der Tongrube Nelskamp, um die Entwicklung als Biotop zu fördern. Die FGr N stellte dabei Strom für die Tauchpumpen bereit, leuchtete das Areal in den Nachtstunden aus, unterstützte in der Kraftstoffversorgung, baute ein Camp auf und packte bei Auf- sowie Abbau mit an.
„Die FGr N ist mit ihren vielfältigen Optionen häufig gefragt, um Einsätze eigenverantwortlich abzuarbeiten oder andere Gruppen personell und technisch zu unterstützen. Mit ihren Fähigkeiten stärkt sie den Ortsverband in seiner Einsatzbereitschaft und stellt einen wichtigen Baustein für den autarken Einsatz eines Technischen Zuges dar und reduziert Abhängigkeiten von externen Komponenten“, resümiert Zugführer Kjell Heinze die bisherigen Einsätze und das Potential der FGr N.
Blick in die Zukunft
Mit Blick auf Entwicklungen, Herausforderungen und Erfolge der ersten fünf Jahre wurde deutlich, dass wichtige Grundlagen geschaffen wurden. „Die vergleichsweise kurze Historie der FGr N ist für die Gruppe selbst und den Ortsverband eine kleine Erfolgsgeschichte. Wir haben gezeigt, was man gemeinsam mit Tatkraft, Engagement und etwas Glück erreichen kann“, bewertet Dobrinski die Jahre des Aufbaus.
Um für die Zukunft weiterhin und noch besser für Einsätze und Aufgaben gewappnet zu sein, ist es unerlässlich, sich weiterzuentwickeln. Zugführer Kjell Heinze wünscht sich für die nächsten Jahre, „dass die Anzahl der aktiven Kräfte in der FGr N weiter hoch bleibt, Ausbildung attraktiv gestaltet wird und die materiellen Lücken gezielt geschlossen werden können.“