Ratingen,

Aufbau der neuen Fachgruppe geht voran - Eine erste Zwischenbilanz

Mit dem Rahmenkonzept richtet sich das THW einsatztaktisch neu aus. Dies hat auch Auswirkungen auf den Ortsverband Ratingen. Größte Änderung war die Aufstellung einer neuen Teileinheit am 1. November 2019: der Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung (FGr N). "Der Aufbau einer neuen Fachgruppe von Grund auf ist ein großer Auftrag für unseren Ortsverband. Wir haben uns dieser Aufgabe gestellt und konnten trotz der Einschränkungen durch das Coronavirus gute, sichtbare Fortschritte erzielen", fasst der Ortsbeauftragte Gerhard Gärtner die ersten eineinhalb Jahre zusammen. "Trotz der guten Entwicklung haben wir noch Baustellen abzuarbeiten", so Gärtner weiter.
Grafik: THW / Daniel Claus

Grafik: THW / Daniel Claus

Personal & Ausbildung

Die Führungspositionen sind seit Aufstellung der Gruppe mit Nils Schwiemann als Gruppen- und Sebastian Vogler als Truppführer besetzt. Neben den beiden Führungspositionen sieht die Stärke- und Ausstattungsnachweisung (StAN) sieben Helferinnen und Helfer vor. Hinzu kommen neun Kräfte in Reserve.

Zur Stärkung der Einsatzwerts nimmt  die Qualifikation der Angehörigen der FGr N eine wichtige Rolle ein. Die Fachausbildung umfasst aktuell nur rund 46 Zeitstunden. Damit ist sie im Vergleich zu anderen Gruppen kompakt gehalten.

Die Corona-Pandemie hat seit dem Frühjahr 2020 für Einschränkungen im Dienstbetrieb gesorgt. Seitdem waren fast durchgehend nur noch Dienste möglich, die der Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft dienen. Davon war auch die FGr N betroffen. Nur im Sommer 2020 konnten Ausbildungsdienste stattfinden.

Die Teilnahme an überregionalen und schulischen Lehrgängen war eingeschränkt möglich, da viele Veranstaltungen abgesagt werden mussten und Plätze entsprechend knapp waren. So stehen bislang zwei Lehrgangsteilnahmen aus Reihen der FGr N zu Buche: Maschinist Stromerzeugungsaggregat am Ausbildungszentrum Hoya und eine Bereichsausbildung Flurförderzeuge.

Ein Teil der Inhalte der Fachausbildung hat man in Form von Online-Diensten vermittelt. "Dies funktioniert bei theoretischen Themen ohne größere Probleme, einen vollumfänglichen Ersatz für die praktische Ausbildung kann dies jedoch nicht darstellen", bilanziert Sebastian Vogler nach mehreren Monaten mit digitalen Diensten, bei denen die verschiedensten Themen aus dem Aufgabenspektrum der FGr N und darüber hinaus behandelt wurden. Dabei drehte es sich beispielsweise um die Einsatzgrundlagen der FGr N, Deichverteidigung, Beleuchtung, die Nutzung des Multiwarngeräts oder Aspekte der Notversorgung.

Voraussichtlich im Frühsommer sollen die praktischen Ausbildungsdienste aufgenommen werden, um sich mit der neu hinzu gekommenen Ausstattung vertraut zu machen und den Qualifikationsstand zu erhöhen. Durch die begrenzte Anzahl an Diensten seit Aufstellung der FGr N hat noch keine/r die Fachausbildung komplett durchlaufen. Der Fokus wird in der zweiten Jahreshälfte 2021 darauf liegen, die Lücken im Curriculum zu schließen.

Bedingt durch die personelle Situation und das eingeschränkte Lehrgangsangebot können noch nicht alle Zusatzfunktionen vollumfänglich besetzt werden. Dies betrifft unter anderem das Arbeiten unter Atemschutz. Die in der StAN geforderten Zahl an Maschinisten SEA/ NEA und Kraftfahrern ist ebenfalls noch nicht erreicht. Da bislang keine Bereichsausbildung "Fahren auf dem Wasser" angeboten wurde, ist keine Bootsführer/in manuelles Boot ausgebildet, was verkraftbar ist, da kein Boot vorhanden ist.

Ausstattung

Während in den fast allen Ortsverbänden bundesweit die FGr N aus den Bergungsgruppen 2 hervorging, startete man in Ratingen personell und auch ausstattungstechnisch bei Null. "Die materielle Einsatzbereitschaft hat sich schnell positiv entwickelt", fasst Nils Schwiemann die Entwicklung zusammen. 

Die FGr N hat spezielle Fähigkeiten in den Bereichen Notversorgung und Notinstandsetzung. Sie besitzt ferner unterstützende Fähigkeiten für alle Teileinheiten des THW. "Die neue Fachgruppe ist das zentrale Serviceunternehmen des Ortsverbandes und ergänzt die Fähigkeiten der anderen Gruppen optimal", schätzt Zugführer Kjell Heinze das Einsatzpotential ein. Die Ausstattung ist entsprechend ausgelegt.

Der erste große Schritt war die Übernahme eines Mehrzweckkraftwagen (MzKW) aus einem anderen Ortsverband im Februar 2020. Der LKW mit Baujahr 2009 steht nach einigen Instandsetzungsarbeiten und Beschaffungen vollumfänglich zu Verfügung. Neben einer Wartung hat der LKW eine neue Plane erhalten. Rückfahrkamera, Heckwarnsystem und Navigationsgerät wurden nachgerüstet.

Das 290 PS starke Fahrzeug kann knapp 8to Nutzlast bewegen. Die Ladefläche bietet Platz für zwölf Europaletten, die über eine Ladebordwand mit 2to Hubkraft be- und entladen werden. Die Entscheidung, ob man das gebrauchte Fahrzeug übernimmt oder unbestimmte Zeit auf einen neuen LKW wartet, musste kurzfristig getroffen werden. Das Votum fiel auf das vorhandene Fahrzeug, um den Aufbau der Ratinger FGr N zügig voranzubringen.

Der MzKW wurde zudem für Gefahrguttransporte (>1000 Punkte ADR) ausgerüstet. Fahrer/in mit Gefahrgutschein gibt es noch nicht.

Die StAN sieht für die FGr N drei Anhänger vor. Davon ist aktuell einer vorhanden. Die Netzersatzanlage mit 57kVA Scheinleistung (ohne Lichtmast) stammt aus der Bergungsgruppe 2 (B), jetzt FGr Schwere Bergung, des Ortsverbands. Das Ausleuchten von längeren Strecken und größeren Flächen ist daher noch nicht möglich. Der Plattform- Anhänger zur weiteren Stärkung der Transportkapazität und ein Boot samt Hänger für Arbeiten auf und am Wasser fehlen noch. Ebenso steht der Gabelstapler mit Hubkraft von 3to noch aus. Hier erfolgt die Beschaffung jeweils zentral und Geduld ist gefragt.

Bei anderen Sachen sind hingegen große Fortschritte zu verzeichnen. Hier hat man in Ratingen von den zusätzlichen Haushaltsmitteln, die das THW erhalten hat, profitiert. So konnte gezielt in Ausstattung der FGr N investiert werden.

Beim Material zur Erfüllung der originären Kernaufgaben der FGr N Beleuchten und Elektroarbeiten ging es gut voran. Die Leuchtenausstattung ist mit zwei Flutlicht- und drei Großflächenleuchten vollständig. Es stehen ein 13kVA Stromerzeuger, ein Satz Kabelbrücken und mehrere Energieverteilersätze zur Verfügung. Damit können die beiden Einsatzaufgaben erfüllt werden.

Anders sieht es bei den Fähigkeiten für Pumparbeiten, zur Notversorgung und  Notunterbringung von Kräften aus. Hier bestehen noch materielle Lücken.

Die FGr N verfügt über eine von fünf vorgesehenen Tauchpumpen, jedoch noch keine Schläuche und Zubehör. Aufgrund der Dislozierung der FGr Wasserschaden/ Pumpen wird keine hohe Priorität bei der Beschaffung gesehen.

Bei der Ausstattung zur Notunterbingung sind ein Zelt, fünf Satz Biertischgarnituren, 24 Feldbetten und ein zerlegbares Handwaschbecken eingetroffen. Es steht die Beschaffung von zwei weiteren Zelten mit einer Grundfläche von 30qm², Zeltzubehör, Duschzelt und Trockentoiletten aus.

Die Notversorgung von Einsatzkräften mit Betriebsstoffen kann derzeit nur mit 20l-Kanistern erfolgen. Das Herzstück für diese Aufgabe, der Transportbehälter Kraftstoff mit 450l Nutzvolumen, ist noch nicht in Ratingen angekommen.

Zur Verlastung der Ausstattung stehen aktuell acht Rollcontainer zur Verfügung. Da diese vor Jahren für die Bergungsgruppe 2 konzipiert wurden, müssen diese an das gelieferte Material angepasst werden. Für große Ausstattungsgegenstände, wie Zelt, Feldbetten und Biertischgarnituren, bleibt derzeit nur die Einlagerung im Ortsverband.

Erste Einsätze erfolgreich erledigt

Im ersten Jahr des Bestehens warteten mehrere Einsätze auf die neue Fachgruppe. Die Corona-Pandemie hat auch das THW Ratingen gefordert. Gefragt war immer wieder die Logistikkompetenz zur Beförderung von Schutzausstattung und damit auch die Transportfähigkeit der FGr N. Gemeinsam mit Helferinnen und Helfern sowie Fahrzeugen aus anderen Gruppen des Ortsverbandes, konnten alle Einsatzaufträge für den Kreis Mettmann oder die Bezirksregierung Düsseldorf durchgeführt werden.

Kräfte aus der FGr N halfen zudem über Wochen beim Betrieb eines Logistikstützpunkts für die Bezirksregierung Düsseldorf. Hier wurden Masken, Kittel Handschuhe und weitere medizinische Artikel angenommen, kommissioniert und an die Kreise sowie kreisfreien Städte des Regierungsbezirks abgegeben.

Auch bei Pumpeinsätzen in Wülfrath und Duisburg packte die FGr N mit an und half der FGr Wasserschaden/ Pumpen beim Auf- und Abbau sowie Betrieb von Förderstrecken.

Blick in die Zukunft

Aufgabenschwerpunkte für die nächsten Monate sind die Erhöhung der Zahl der aktiven Helferinnen und Helfer in der FGr N, die Qualifizierung der Kräfte im Rahmen der Fachausbildung oder durch Lehrgangsteilnahmen und die Beseitigung von vorhandenen Lücken beim Material. Werkzeug- und Arbeitsschutzausstattung sind bisher nur zu einem Bruchteil vorhanden. Hier wird man versuchen, die Defizite gezielt zu beseitigen.


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