Frechen,

25 Kilo für 1500 Tonnen – THW sprengt Schornsteine in Frechen

Ungewöhnlicher Lärm durchbrach am Nachmittag des 24. November die sonntägliche Ruhe im Gewerbegebiet von Frechen. Viermal knallte es laut, dann waren drei Schornsteine der Firma Rhenania Geschichte. Insgesamt sechs Fachgruppen „Sprengen“ des Technischen Hilfswerks, unterstützt von drei Fachgruppen „Räumen“, zwei Zugtrupps, zwei Gruppen „Bergung“ und einer Verpflegungseinheit Log-V, hatten die alten Kamine gesprengt.
Foto: THW / Michael Claushallmann (MT LV NW)

Foto: THW / Michael Claushallmann (MT LV NW)

Den zahlreichen Gästen und Schaulustigen bot sich ein imposantes Spektakel, als es am Sonntagnachmittag viermal laut knallte und drei Schornsteine unter Krachen zur Seite fielen. Insgesamt 80 Einsatzkräfte aus 14 Ortsverbänden des Technischen Hilfswerks in Nordrhein-Westfalen waren im Rahmen einer Alarmübung nach Frechen gekommen, um die Relikte industrieller Tätigkeit sicher zu Fall zu bringen. Allen voran gefordert, die Spezialisten der Fachgruppen Sprengen. Mit rund 25 Kilogramm gewerblichem Gesteinssprengstoff rückten sie den bis zu 32 Meter hohen und bis zu vier Meter dicken Schloten aus gemauerten Ziegeln zu Leibe.

Sprengen und Räumen - Hand in Hand

Bereits früh am Samstagmorgen belebte sich das brachliegende Firmengelände mit zahlreichen Einsatzkräften. Die Verpflegungseinheit errichtete einen Versorgungsplatz, die Zugtrupp-Einheiten eine Führungsstelle. Zur Vorbereitung gehörten auch diverse Berechnungen der Fachgruppen Sprengen. Besonders die Fallrichtungen der Schlote waren zu bedenken. Schließlich bohrten die Fachgruppen Räumen nach festen Vorgaben eine Vielzahl von Löchern in die Kamine. Sie sollten den Sprengstoff aufnehmen. Nach Abschluss dieser Vorarbeiten, die den ganzen Samstag in Anspruch genommen hatten, wurde es am Sonntagmittag dann spannend.

Mit der Bildung eines Sicherheitskreises begann der Count-Down für die Sprengung. Nun musste sich zeigen, ob sich all die Mühen gelohnt hatten.
Gegen 13.00 war es dann so weit. Ein letzter Check, ein Druck auf drei Knöpfe, dreimal ein lauter Knall – und zwei der drei Schornsteine fielen in sich zusammen. Lediglich für einen der Kamine bedurfte es einer Nachsprengung. Dessen extrem feste Ziegelsteine leisteten mehr Widerstand, als von den verantwortlichen Sprengberechtigten erwartet.
Gegen 14.20 erschütterte ein vierter Knall die Sonntagsruhe – und auch der dritte Schlot war Geschichte. Insgesamt 1.500 Tonnen Steine waren in sich zusammengefallen. Kaum zu übersehen, die Erleichterung unter allen Beteiligten.

Zufrieden zog der Landesbeauftragte für das THW in NRW, Nicolas Hefner, Bilanz: „Im Zivil- und Katastrophenschutz ist die Fähigkeit des Sprengens enorm wichtig, wie zuletzt der Einsatz an der Carolabrücke in Dresden gezeigt hat. Für den THW-Landesverband Nordrhein-Westfalen ist es besonders, dass wir mit allen sechs Fachgruppen Sprengen diesen Einsatz zu Übungszwecken abgearbeitet haben. Die Sprengung verlief nahezu nach Plan und ohne Zwischenfälle“. Guido Müller, THW Aufsichtsperson Sprengen vom THW Ortsverband Düsseldorf wies zudem darauf hin, das Sprengen im THW häufig Baumsprengung bedeute und diese Übung einer Fallrichtungssprengung einen wertvollen Erfahrungsgewinn darstelle.

„Geheimsache“ Alarmübung

Der Sprengung vorausgegangen waren monatelange Planungen und Absprachen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Um den Charakter als Alarmübung nicht zu gefährden, mussten die umfangreichen Vorbereitungen der Aufsichtspersonen Sprengen im THW-Landesverband NW, Andreas Fröhlich und Guido Müller, mit den zahlreichen Partnern im Geheimen stattfinden.
Angenommen wurde eine Lage, bei der ein schweres Erdbeben mit Zentrum im Bereich Frechen/Bergheim eine Vielzahl an Gebäuden im Raum Köln beschädigt oder zerstört hat. Besonders betroffen, ein Gewerbekomplex in Frechen, bei dem akute Gefahr bestand, das bei einem möglichen Nachbeben drei Kamine auf dem Gelände einer stillgelegten Steinzeugfabrik unkontrolliert einstürzen konnten. 
Dem THW kam dabei die Aufgabe zu, die örtlichen Gefahrenabwehrbehörden zu unterstützen und die von den einsturzgefährdeten Kaminen ausgehende Gefahr zu bekämpfen und einen unkontrollierten Einsturz zu verhindern. Mittel zum Zweck war die Sprengung.
 


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